Geothermie - Erdwärme für Holzkirchen
Viele Städte und Gemeinden werden in den kommenden Jahren enorme Anstrengungen unternehmen müssen, um die Anforderungen der neuen Klima- und Energiegesetzgebung erfüllen zu können. Geplant ist, dass künftig alle Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Auch wenn das neue Gebäudeenergiegesetz zum Erscheinungszeitpunkt dieser Ausgabe von „Holzkirchen kompakt“ noch nicht endgültig verabschiedet ist und viele Details und Ausführungsbestimmungen noch ausgearbeitet werden müssen, lässt sich in jedem Fall sagen: „Holzkirchen ist gut vorbereitet.“
Einstieg in die Geothermie bereits 2005
Genau genommen ist die Marktgemeinde bereits vor fast 20 Jahren in die regenerativen Energien eingestiegen, als man sich 2005 beim Bayerischen Wirtschaftsministerium eine Aufsuchungsgebiet für Erdwärme, den sogenannten Claim, sicherte. Nach langen Diskussionen, Planungen und Rückschlägen folgte im Januar 2016 der Durchbruch: In der Alten Au starteten die Bohrungen nach Thermalwasser. Die Geothermie, eine nach menschlichen Maßstaben zu hundert Prozent erneuerbare Energie, sollte künftig für klima- und umweltfreundliche Heizenergie in Holzkirchen sorgen und darüber hinaus noch die Möglichkeit schaffen, Ökostrom zu erzeugen.
Im Frühjahr 2017 schließlich das erlösende Ergebnis der Arbeiten: Es konnte dauerhaft 155 Grad heißes Wasser in ausreichender Menge gefördert werden, um einen Großteil Holzkirchens mit der Wärme aus dem Erdinnern zu versorgen. Zusätzlich war die Produktion von 27 Millionen Kilowattstunden Strom - der Bedarf von rund 7 500 Haushalten - möglich geworden. Dabei ist die neue, eigene Energiequelle der Marktgemeinde nicht nur regenerativ und umweltfreundlich, sondern auch sicher, denn sie entstammt dem heimischen Untergrund und muss nicht aus politisch unsicheren Regionen importiert werden - heute wichtiger denn je!
Positive Wirtschafts- und Umweltdaten
Das stolze Resultat des frühzeitigen Entschlusses und der jahrelangen Arbeit ist heute für jeden Nutzer der Bundesstraße 318 gut zu sehen: Die hochmoderne Geothermieanlage der Gemeindewerke Holzkirchen, mit 60 Millionen Investitionssumme das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Marktgemeinde.
Seit Ende 2018 speist die Anlage geothermisch erzeugte Fernwärme ins kommunale Fernwärmenetz ein, das bis dahin aus drei mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerken gespeist worden war. Seit Mitte 2019 erzeugt sie mit maximal 4,2 Megawatt Leistung auch Ökostrom, der ins öffentliche Netz geliefert wird; knapp 21 000 Megawattstunden (MWh) waren es im Jahr 2022. Der Mix aus Strom- und Wärmeerzeugung, der nur bei den wenigsten der bayerischen Geothermieanlagen möglich ist, ermöglicht eine besonders wirtschaftliche Betriebsweise der Anlage.
Das Fernwärmenetz, das seit 2017 Zug um Zug erweitert wird, umfasst Ende 2023 31,4 Kilometer und soll in den kommenden 5 Jahren um weitere 11 Kilometer erweitert werden. Rund 3 800 MWh Wärme wurden 2021 an die angeschlossenen Heizzentralen, Gewerbebetriebe, kommunalen Einrichtungen und Privatabnehmer geliefert, bereits 6 700 MWh waren es 2022.
Nicht nur die wirtschaftlichen Daten der Geothermie Holzkirchen können sich sehen lassen, auch der Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz ist erheblich. So können zum Beispiel rund 10 000 Tonnen des klimaschädlichen CO2 pro Jahr vermieden werden, im Bereich der Wärmeerzeugung lassen sich bei Vollauslastung fast 50 000 Liter Heizöl am Tag einsparen.
Fernwärme - wie geht es weiter?
Der künftige Ausbau des Fernwärmnetzes hängt sowohl von den finanziellen Möglichkeiten der Marktgemeinde als auch von einer ausreichenden Kundennachfrage in den einzelnen möglichen Ausbaugebieten ab, da der Leitungsbau wirtschaftlich sinnvoll sein muss. In einem ersten Schritt werden in jedem Fall die bestehenden drei Heizzentralen an die Geothermie angeschlossen bzw. - soweit bereits geschehen - zunehmend mit geothermischer Wärme versorgt. Dies wird dazu führen, dass auch im bisher überwiegend aus Gas gespeisten Bestandsnetz die vom Gesetzgeber geplanten 65 Prozent regenerativer Anteil erreicht werden.
Über weitere Ausbauschritte werden die Gemeindewerke Holzkirchen nach Vorliegen entsprechender Beschlüsse des Marktgemeinderates und Bereitstellung entsprechender Mittel informieren. Ein grobes Ausbaukonzept wurde bereits in der Bürgerversammlung im Mai 2023 vorgestellt. Die Pläne sind unter diesem Link zu finden: www.holzkirchen.de/Ihr-Rathaus/Buergerversammlungen
Geothermie Holzkirchen: Nachhaltig, klimafreundlich, wirtschaftlich - und auf Höhe der Zeit!
Text: Dr. Norbert Baumgärtner
Information April 2015 - Neue Geothermie-Planung für Holzkirchen
Gemeindewerke Holzkirchen
83607 Markt Holzkirchen