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Caritas-Zentrum Miesbach baut Beratung und Behandlung für Essstörungen aus
Marie will nicht mehr beim allabendlichen Familienessen mit am Tisch sitzen, zieht immer häufiger sehr weite Kleidung an und spricht allgemein nicht mehr viel mit ihren Eltern und Freunden. Aus der Speisekammer verschwinden immer wieder Lebensmittel und manchmal bekommt ihre Mutter mit, wie sich die 16-Jährige nach einer der wenigen Mahlzeiten im Bad einsperrt. Mit der Zeit wird sie immer dünner und schwächer.
So wie Marie, sind etwa sechs Prozent von 1000 Mädchen und Frauen im Laufe ihres Lebens von einer Essstörung betroffen. Auch zwei Prozent (von 1000) Jungen und Männer erhalten die Diagnose einer Essstörung.
Wenn das Thema Essen plötzlich zum Problem wird, dann brauchen Betroffene und ihre Angehörigen professionelle Hilfe. Das Caritas-Zentrum in Miesbach bietet schon seit vielen Jahren Beratungen zum Thema Essstörungen an und ist anerkannte Behandlungsstelle. Nun soll dieses Angebot ausgebaut und durch neue ambulante Behandlungsmöglichkeiten erweitert werden. Möglich ist dies vor allem durch Sophia Amschler. Die Psychologin (M.Sc.) und Psychologische Psychotherapeutin i.A. ist nun seit Anfang des Jahres im Team der Fachambulanz im Caritas-Zentrum Miesbach und möchte die Bandbreite an ambulanten Angeboten in der Region ausbauen. „Es ist wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen und Freunde eine Anlaufstelle und die Möglichkeit für eine Behandlung haben und das völlig anonym und kostenlos“, erklärt die 27-Jährige. Nach vielen Jahren Erfahrung in einer Klinik sowie einer Beratungsstelle in Rosenheim, freut sich Amschler nun auf ihre Aufgabe im Landkreis Miesbach.
Besonders wichtig ist es laut der Psychologin, dass Betroffene und Angehörige wissen, dass sie Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung erhalten. Deshalb bietet die Beratungsstelle zunächst die Möglichkeit, ein Aufklärungsgespräch zu führen, zu welchem
die Betroffenen selbst, aber auch nur hilfesuchende Angehörige kommen können. Denn es gilt auch die Art der Essstörung richtig zu erörtern: Neben der bekannten Anorexie (Magersucht) leiden Betroffene zunehmend vor allem unter Bulimie (Ess-/Brechsucht) sowie Binge-Eating (Essanfälle). Vor allem in der Pupertät, aber auch in den frühen 20ern oder im Erwachsenenalter können Menschen an einer Essstörung erkranken. Neben der persönlichen Veranlagung und familiären Faktoren, sind laut Amschler auch
herausfordernde Lebensumstellungen Auslöser für eine Erkrankung. „Durch Überforderung und Kontrollverlust geraten die Betroffenen in eine Notlage“, erklärt die 27-Jährige. Auch die extreme Belastung durch die Coronapandemie habe bei einigen Patienten eine Essstörung ausgelöst oder verstärkt, sagt sie.
Ist die richtige Diagnose gestellt, kann die Psychologin gemeinsam mit allen Beteiligten entscheiden, welcher Behandlungsplan sinnvoll ist. Gemeinsam werden Anträge ausgefüllt und Arztgespräche geführt. „Nicht jeder Betroffene einer Essstörung ist gleich ein Fall für die Klinik“, möchte Amschler die Angst vor einer Behandlung minimieren. Oft reiche schon eine Gesprächstherapie aus. Im Caritas-Zentrum Miesbach soll es neben ambulanten Einzeltherapiesitzungen zukünftig auch eine wöchentliche Gruppentherapie geben. „Der Austausch in einer Gruppe mit anderen Betroffenen ist sehr wertvoll und kann viele Anregungen geben“, erklärt die Psychologin. Dieses Angebot ist derzeit einzigartig in der Region. Ist der Wunsch nach Veränderung da, kann dies der erste Schritt in die richtige Richtung sein.
Betroffene und Angehörige können sich jederzeit vertrauensvoll an das Caritas-Zentrum Miesbach unter der Telefonnummer 08025 280660 sowie per E-Mail an sophia.amschler(at)caritasmuenchen.de wenden.
Text: Caritas-Zentrum Miesbach
Markt Holzkirchen - Rathaus
83607 Holzkirchen