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Verkehrs- und Ortsgestaltung in Großhartpenning: Taktik der vielen kleinen Maßnahmen


Großhartpenning ist seit Jahren hohen Verkehrsmengen und Lärm ausgesetzt. Knapp 9.300 Fahrzeuge, davon vier Prozent LKWs, passieren täglich die Durchfahrtsstraße zwischen Bad Tölz und Holzkirchen. Auf den zum Teil engen Straßen haben Fußgänger und Fahrradfahrer oft das Nachsehen. Auch die Entfernung zu Holzkirchen, mit notwendiger Infrastruktur wie Schule und Einkaufsmöglichkeiten, erhöht das Verkehrsaufkommen im Ort spürbar.
Im April letzten Jahres konnten sich die Bürgerinnen und Bürger bei der Ideenwerkstatt erstmals bei dem integrierten Orts- und Mobilitätsentwicklungskonzept einbringen. Es folgten viele weitere Planungsrunden und Informationsveranstaltungen, erst kürzlich mündeten sie in einem zweitägigen Bürgergutachten.
Um die Verkehrsproblematik in Großhartpenning näher zu analysieren wurden die Bürger nun zu einer Informationsveranstaltung am 30.05. beim Neuwirt Hartpenning eingeladen. Die Veranstaltung mit den Verkehrs- und Ortsentwicklungsexperten Kaulen und Skorka stieß dabei auf großes Interesse.

Die Informationsveranstaltung stieß auf großes Interesse Zahlreiche Besucher bei der Informationsveranstaltung


Kurzfristige Maßnahmen sind das Ziel

Unabhängig von einer möglichen Südumgehungsvariante sei es das Ziel, so Erster Bürgermeister Olaf von Löwis gleich zu Beginn der Veranstaltung, kurzfristig rechtlich sowie finanziell machbare Sofortmaßnahmen zu erarbeiten. „Der Bau einer Umgehungsvariante – sofern sie denn kommen sollte – dauert mindestens noch zehn bis 15 Jahre. So lange möchten wir nicht warten, das ist nicht zumutbar." so der Bürgermeister bei seiner Begrüßungsrede an dem Abend. Es geht darum, die Verkehrsproblematiken jetzt anzugehen und zu verbessern.

An konkreten Beispielen verdeutlichte im Anschluss Dr. Ralf Kaulen vom Verkehrsplanungsbüro SVK die Problematik in Großhartpenning. Nach einer umfangreichen Bestandsanalyse wird deutlich: im Ort herrschen großversiegelte Flächen vor, der Ortseingang ist kaum erkennbar und verleitet zum schnellen Fahren auf der Hauptverkehrsachse, die Bedingungen für Rad- und Fußgänger seien folglich denkbar schlecht. „Die Bürger haben die Probleme schon lange erkannt." so der Verkehrsexperte. Ihm liege ein ganzes Paket mit Vorschlägen von Bürgern vor, diese werden in das Gesamtkonzept integriert und analysiert. Wichtig sei es, ein allumfassendes Konzept für den gesamten Ort und keine Einzelmaßnahmen ohne Gesamtbezug zu schaffen. „Die Chance liegt darin, dass die Verkehrsmenge, das Verkehrsverhalten als auch die Verkehrsgeschwindigkeit beinflussbar sind. Die subjektive Wahrnehmung von Lärm und Verkehrsmengen kann deutlich gesenkt werden." so Kaulen.

Was ist möglich und was nicht?

Als mögliche Maßnahmen führte der Fachexperte mehrere Möglichkeiten an: Bei den Ortseinfahrten sei es wichtig, Verschwenkungen oder Mittelinseln zur Reduzierung der Einfahrtsgeschwindigkeit zu integrieren. Dies verdeutliche dem Fahrer wo die Ortschaft beginnt und wo sie endet. An Knotenpunkten sollen Torsituationen durch Baumbepflanzungen geschaffen werden. Zur Vermeidung unnötigen Verkehrs im Ort seien temporäre Konzepte wie beispielsweise mobile Bibliotheken und Bankanlaufstellen sinnvoll. Ebenso müsse ein gut ausgebautes ÖPNV-, Rad- und Fußgängernetz gefördert werden.
Kaulen machte an dem Abend aber zugleich deutlich, dass langfristig Grundstücksabtretungen an die Gemeinde notwendig seien, um sinnvolle Maßnahmen wie beispielsweise Querungshilfen realisieren zu können. Deutlich machte Kaulen auch, dass es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Bundesstraße handelt. Da sie dem Verkehrsfluss dient, ist eine Tempo-30-Zone nicht umsetzbar. An die Präsentation anschließend kamen die Bürger aus Hartpenning zu Wort und trugen weitere wertvolle Hinweise und Wünsche an den Verkehrsexperten heran.

Anregungen und Ideen für ein neues Nutzungskonzept

Der zweite Teil der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung befasste sich mit dem Ortsbild und der städtebaulichen Qualität von Hartpenning. Vor allem das alte Schulhausgelände bietet viel Spielraum für eine neue Entwicklung. „Die Möglichkeit ein derart zentrales Grundstück im Gemeindebesitz zu beplanen, kommt so oft nicht vor" äußerte sich Manuela Skorka, Architektin und Stadtplanerin vom Planungsbüro Skorka.
Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung stellten drei Beispiele für eine mögliche Bebauung auf dem Schulgrundstück als Anregung vor, unabhängig von künftigen verkehrlichen oder städtebaulichen Maßnahmen und Nutzungskonzepten. Die Vorschläge sollen eine erste Auswahl von vielen anderen Möglichkeiten und Optionen darstellen; konkrete Planungen oder Absichten liegen noch nicht vor. „Das Grundstück gehört der Gemeinde, Sie haben in der Hand was hier passieren soll" so Skorka. Darüber hinaus hielt das Planungsbüro viele weitere Fragen an die Bürgerinnen und Bürger bereit: Wie schätzen Sie die Situation für ältere Personen ein? Gibt es auch Wohnraum für junge Leute und wie ist es mit Single-Haushalten? Wie sehen Sie den Bedarf nach öffentlichen und gemeinschaftlichen Flächen?

Wertvolle Fläche erhalten und gestalten

Es gehe darum Lösungen gemeinschaftlich zu erarbeiten und in verschiedene Richtungen zu denken, um gute Lösungen für Großhartpenning zu entwickeln. Und es gehe auch darum „ein bisschen davon zurückzugewinnen von dem was einmal da war, nicht dass alles dem Verkehr überlassen wird." so Skorka zum Abschluss des Abends.

Präsentation vom Informationsabend als Download:

Präsentation des Büros Skorka zur Informationsveranstaltung in Großhartpenning
Präsentation des Büros SVK zur Informationsveranstaltung in Großhartpenning

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Redakteur / Urheber
Informationsabend in Großhartpenning
Verkehrsexperte Ralf Kaulen mit Bürgermeister von Löwis
Manuela Skorka vom Stadtplanungsbüro Skorka

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